Hintergrund

Die Vorgeschichte:

  • In Stühlingen besteht seit über 14 Jahren das Problem einer ungenügenden Versorgung mit moderner Kommunikation (Fernsehen, Telefon, Internet).
  • Seit Jahren versucht die Gemeinde mit dem Markt in Kontakt zu kommen und sucht aufwendig nach Lösungen.
  • Alle Bemühungen endeten bisher erfolglos. Viele Absprachen und Zusagen (!) wurden nicht eingehalten, leere Versprechungen gemacht, eine Hinhaltetaktik betrieben. Der Markt zeigt eindeutig Desinteresse. Egal welcher Aufwand des Entgegenkommens betrieben wird.
  • Das Problem hat sich nun in den letzten Jahren zu einem klaren Standortnachteil entwickelt. Es bedroht die lokale Wirtschaft und die zukünftige Stadtentwicklung. In Neubaugebieten ist die Frage nach schnellem Internet noch vor der Kindergartenversorgung zu finden. Bestehende Immobilien büßen im Vergleich zu gut versorgten Regionen von vorn herein an Wert ein. Inzwischen sind nicht nur Kleinbetriebe, sondern bereits Landwirte auf das Internet angewiesen. Von der Auftragsbearbeitung, über die Logistik bis zum Behördenkontakt – schnelles Internet entwickelt sich zunehmend zur Grundversorgung aller.
  • Innerhalb der letzten drei Jahre hat sich deshalb durch bürgerliche Eigeninitiative eine Fachgruppe gebildet und sich in allen Details intensivst in die Thematik eingearbeitet und bewusst noch einmal ganz von vorne, bei Null begonnen. Zu undurchsichtig und verfahren war die Situation bereits.
  • Gemeinsam mit der Stadt Stühlingen (Bürgermeister-, Bau- und Rechnungsamt) befasste sich die Fachgruppe später von Anfang an völlig offen und grundlegendst neutral nach allen Seiten hin mit dem Thema „schnelles Internet“. Themen waren zum Beispiel: Welche generellen Möglichkeiten gibt es, welche existierenden Anbieter, Übertragungstechniken, das enorme Datenwachstum, und vor allem: Nachhaltigkeit (d.h. Investitions- und Zukunftssicherheit).
  • Viele Studien fanden Beachtung, bereits erfolgreich realisierte Projekte wurden analysiert, mögliche Strategien bedacht.
  • Das einstimmige Resultat war: Unser Ziel ist nicht „irgend ein Internetschnellschuss“ damit das Thema ein paar Jahre Ruhe gibt. Wenn wir Geld in die Hand nehmen, wollen wir etwas nachhaltiges, etwas mit Bestleistung! Nicht nur heute, sondern auch morgen.

Wenn die Gemeinde Geld ausgibt, muss das Ergebnis real brauchbar und nachhaltig sein. D.h. die Leistung muss gewissen Mindestfaktoren entsprechen:
a) Die Zuverlässigkeit stimmt. Das heißt die Verbindung reißt nicht ständig ab oder kann nicht aufgebaut werden.
b) Die Leistung steht gleichbleibend zu jeder Tageszeit 24/7 zur Verfügung.
c) Chancengleichheit. Da immer mehr aktuelle wie zukünftige Dienste internet-basiert sind, sind Volumentarife schon heute nicht mehr praktikabel und stellen einen klaren Standortnachteil des ländlichen im Vergleich zum urbanen Raum dar. Unternehmen betrifft das im Besonderen, egal ob Landwirt, Dienstleister oder Industrie.
d) Die Geschwindigkeit soll heute aktuell und morgen zukunftssicher sein. Also mindestens 50.000 kbits. Hier sei an die Pläne der BRD, wie auch der der EU erinnert (50k bis 2016 und 100k bis 2020). In der Schweiz gibt es heute schon Gigabit-Anschlüsse (1.000.000 kbits). Die Dimensionen und qualitativen Anforderungen an die Zukunftssicherheit werden deutlich.

Diese vier wirklich grundlegenden Merkmale hat der Markt in der Gemeinde Stühlingen seit über 14 Jahren klar verfehlt. Etliche Versuche wurden in dieser Zeit unternommen, auf den Markt zuzugehen. Versprechen wurden jedoch oft nicht eingehalten, klares Desinteresse gezeigt und sich sogar der Kommunikation verweigert. Eine rechtsverbindliche Marktabfrage wurde durchgeführt und öffentlich auf der Homepage der Stadt Stühlingen und im Gemeindeblatt zugänglich gemacht, sowie etwa 10 nationale und regionale Anbieter (Kabel + Funk) zusätzlich direkt angeschrieben. Das Ergebnis lautete auch hier: nur Absagen. Keiner wird investieren.
Der Markt ist also nicht in der Lage, den Bedarf an schnellem Internet in Stühlingen zu decken, da z.B. unter anderem die anvisierten Renditen nicht in dessen gewünschtem Maße und Zeithorizont umzusetzen sind. Die Welt bewegt sich jedoch immer mehr auf die Internet-Technik zu und mittlerweile ist diese Situation nicht nur langfristig zum strategischen Nachteil, sondern auch zur konkreten Gefahr für Unternehmen wie auch Privatpersonen geworden. Die Gemeinde sieht sich nun gezwungen, diese Grundversorgung selbst anzustoßen – nachhaltig, zuverlässig und zukunftssicher um dieses Thema ein für alle Mal bestmöglich (!) abzuhaken und sich auf andere Themen konzentrieren zu können.

Den Gemeinderäten wurde der gemeinsame Zwischenstand bereits am 21.10.2013 präsentiert. Dabei wurde einstimmig festgestellt: Wir sind auf dem richtigen Weg. Alle sind an Bord. Allen Gemeinderäten ist die Brisanz der Problematik bewusst – die Weichen wurden gestellt.

=> Ergebnis der letzten Jahre: Ein gemeindeeigenes Glasfasernetz muss geschaffen werden.

„Eine Gemeinde muss nachhaltig investieren.“
Die Topographie und die zu erwartenden Leitungslängen in der flächengrößten Gemeinde des Landkreises WT machen viele Lösungen untragbar – und sind somit von Anfang an de facto nicht nachhaltig. Die Datenvolumen wachsen exponentiell (!). Immer mehr Dienste verschieben sich bereits aktuell auf das Internet (aktueller Trend: Cloud Computing) – und zukünftig wird dies noch verstärkt (IP TV, on-Demand-Inhalte, Geo Informationsprogramme, Warenwirtschaftssysteme, Logistik, Behördenkontakt,…). Immer mehr Systeme laufen faktisch live über das Web. Dies alles lässt das Datenvolumen extrem schnell anwachsen. Es muss ganz klar gesagt werden: Heutige Lösungen können faktisch schon morgen am Ende sein. Einzig die Glasfasertechnik ist hier überlegen.

Mit den umliegenden Gemeinden wurde seit Ende 2012 intensiv versucht ein gemeinsames Projekt zu formen. Ein Know-How-Transfer und kontinuierlicher Austausch fand laufend statt, man war mehrfach mit einer kompletten Delegation zu Besuch und formte konkrete Strategien, Pläne und Vorhaben. Einige Nachbargemeinden belächelten uns und lehnten ab. Sie wollten den nicht nachhaltigen Telekom-Zuschuss-Weg gehen. Mit zwei Nachbarn konnten jedoch Vereinbarungen und auch gemeinsame Ziele formuliert werden.

Die Fachgruppe zur Breitbandinitiative arbeitete auf eigenen Wunsch seit Beginn an bewusst im Hintergrund, ohne Presse. Erst wenn ein detailliert ausgefeiltes Konzept mit Strategie existiert, ein kompletter detaillierter Masterplan bis in jede Straße geschaffen, sowie etliche weitere Fragen geklärt sind, stellt sie sich der Öffentlichkeit vor (Mitte 2014). Im Kern betraf dies vor allem diese Punkte:
– Organisation eines leistungsfähigen, zuverlässigen Backbones zur Versorgung auch größter Betriebe.
– Ein Finanzierungskonzept.
– Ein Umsetzungsplan, welcher förmlich jede Faser und jeden Stecker betrifft.
– Komplette und detaillierte, Meter-genaue Planung aller Rohrverbände, Abzweiger, Verteiler etc. in allen Orten.
– Planung von POPs und deren Ausstattung nach Industriestandard.
– Erstellung einer umfassend informierenden Webseite, welche Bürgern alle Fragen beantwortet und fortlaufend aktualisiert wird.

Die Fachgruppe (alphabetisch) bestand bis März 2015 aus:
– Andreas Nauroth – langjährig erfahrener Fachberater
– Frank Gatti, Dipl. Ingenieur – Bauamtsleiter der Stadt Stühlingen
– Tim Fischer – Elektrotechniker
– Tobias Gisy, Master of Science Informatik
– Wolfgang Schymura – Fernmeldetechniker

Gruppenfoto

Zum Jahresende 2014 wurde die nun nötige Stelle zur Umsetzung und für die Führung des neu gegründeten Eigenbetriebes „ZIS“ geschaffen. Zum 01.01.2015 wurde diese Stelle durch Herrn Claudius Bauknecht besetzt und das Zepter an ihn übergeben.

Große unterschiedliche Ansichten über die Kernaspekte wie Zuverlässigkeit, Ausfallsicherheit, Redundanzen und Reserven des Glasfasernetzes ließen die Gruppe Mitte 2015 in die Brüche gehen. Ein Netz nach aktuellsten Standards und Erfordernissen war nicht in Einklang mit der neuen ZIS-Leitung zu bringen. Als es in Woche zwei auch noch hieß „Homepage abstellen“, mussten wir die Reißleine ziehen. Andere Gemeinden gaben für Webseiten und Videos 5-stellige Summen aus. Hier wird die Seite auf eigene Kosten der freiwilligen Bürger betrieben, sowie ehrenamtlich durch die Ortsteile gezogen um Anschlüsse zu sammeln und Wissen zu teilen. Leider wird das nicht wertgeschätzt. Schade.